02/ Geschichte

Wie aus den Deutschen Russlanddeutsche wurden

01 / Geschichte

Wie aus den Deutschen Russlanddeutsche wurden

WIE ALLES BEGANN

Katharina die Große wird für die nächsten 34 Jahre Alleinherrscherin vom Russischen Reich.

1763
Ende des Siebenjährigen Krieges

Zu dieser Zeit prägen Kriege und Armut das Leben der Menschen aus den Mitteldeutschen Regionen.

Katharina die Grosse unterschrieb das Einladungsmanifest

»Auf alle Zeiten« wird ihnen freie Wahl des Wohnortes, Berufsausübung, Religionsfreiheit, Selbstverwaltung und die Freistellung vom Militärdienst versprochen.

1830
etwa 100.000 Deutsche nehmen das Angebot Katharinas an

Die zugezogenen erhalten weitesgehende Autonomie, gründen eigene Schulen, Universitäten und Verwaltung. Sie wurden nach Regionen  in Wolga-, Wolhynien-, Krim-, Kaukasien-, Schwarzmeer- und Sibiriendeutsche unterteilt.

1856
Alexander II. wird Zar von Russland und das Land erfährt eine Niederlage im Krimkrieg

Somit verstärkt sich der Großrussische Nationalismus und dazu die zunehmende Rivalität zwischen dem russischen und dem deutschen Reich.

Zar Alexander regelt die Rechtslage der deutschen Kolonien in Russland

Er führt die russische Sprache in den deutschen Schulen und den Wehrdienst für die deutschen Siedler ein.

die kleine Wende

Die Versuchung war groß die Siedler als Sündenböcke für ungelöste Probleme im Inland darzustellen. Nach und nach verloren die Russlanddeutschen ihre Privilegien, was für viele ein Grund das Land zu verlassen war.

1897
eine Volkszählung registriert 1,7 Millionen Russlanddeutsche

Ende des 19. Jahrhunderts ziehen die ersten Russlanddeutschen weg, meistens Richtung Süd- und Nordamerika.

1914
die zweite große Migrationswelle folgt im Zuge des 1. Weltkriegs

Als sich das russische Reich und Deutschland verfeindet gegenüberstehen, wurden die Russlanddeutschen zum inneren Feind erklärt.

1921
die grose hungersnot tötet fünf Millionen Russen

Die Hungersnot war in erster Linie eine Naturkatastrophe in Form einer schweren Dürre, die sich jedoch durch jahrelangen Krieg und erzwungene Beschlagnahme von Getreide verschlechterte. Besonders betroffen davon waren die Regionen Wolga und Ural.

Schlimmer kann es nicht werden

Josef Stalin wurde 1927 bis 1953 ein Diktator der UdSSR, der durch sein Amt als Generalsekretär die Macht zentralisierte und ausübte.

1932
Der dramatische Umbruch

Die sogenannte Entkulakisierung und Kollektivierung bedeutete das Ende des freien Bauerntums. Mittelständische Bauern, zu denen die meisten Russlanddeutschen gehörten, wurden enteignet und in entlegene Regionen wie Sibirien, Kasachstan oder den hohen Norden Russlands deportiert.

Gleichzeitig begann die Verfolgung der Kirchen, was zur Verhaftung, Verschleppung und Ermordung vieler Geistlicher und Lehrer führte. Die deutsche Gemeinschaft verlor somit nicht nur ihre wirtschaftliche Grundlage, sondern auch ihre religiösen und kulturellen Stützen.

1937
festgenommen und in gulags geschickt

Während der großen Säuberung unter Stalins Anführung, wurden Tausende Russlanddeutsche als vermeintliche “Volksfeinde” verfolgt, verhaftet oder hingerichtet, was zu massiven Repressionen führte.

1941
auflösung der autonomen republik

Mehr als eine Million Deutsche wurden  aus dem europäischen Teil des Landes, aufgrund ihrer angeblichen Zusammenarbeit mit der Deutschen Wehrmacht, nach Sibirien, Kasachstan und Mittelasien zwangsausgesiedelt.

1942
Einführung der Zwangsarbeit („Trudarmee“) für die  Sowjetdeutschen

Die Trudarmee war für Russlanddeutsche im Zweiten Weltkrieg ein Symbol von Unterdrückung und Leid. Männer zwischen 17 und 50 Jahren wurden zwangsweise rekrutiert, in Stacheldrahtbaracken festgehalten und unter unmenschlichen Bedingungen zur Arbeit gezwungen. Minimalrationen und harte Überwachung prägten ihren Alltag. Jeder Fluchtversuch galt als Desertion und wurde mit dem Tod bestraft. Von den etwa 350.000 Inhaftierten starben rund 150.000. Die Isolation und Grausamkeit hinterließen tiefe Wunden in der Identität und Geschichte der Betroffenen.

1948
Verschärfung der verbannung

Ein Dekret des Ministerrates verschärfte die Bedingungen für deutsche und andere Sondersiedler. Ihre Verbannung wurde als „auf ewig“ erklärt, und das unerlaubte Verlassen ihres Aufenthaltsortes wurde mit 20 Jahren Zwangsarbeit bestraft. Dies zementierte die Unterdrückung und völlige Bewegungsunfreiheit der Russlanddeutschen.

Ein lICHT geht auf

Der Tod Stalins führte zu einer vorsichtigen Liberalisierung in der Sowjetunion. Erste Schritte zur Rehabilitierung der deportierten Völker begannen. Für die deutschen Sondersiedler, die mit 1.225.000 Personen den größten Anteil stellten, bedeutete dies eine allmähliche Verbesserung ihrer Lage.

1964
Erleichterte Ausreisebestimmungen

Das Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR erließ einen Erlass, der die Umsiedlung der in den Wolgarayons lebenden Deutschen betraf. Dieser Erlass führte zu einer teilweisen Rehabilitierung der Russlanddeutschen, die während des Zweiten Weltkriegs deportiert und unterdrückt worden waren.

1987
Gesetzliche Verbesserungen

Mit Inkrafttreten eines neuen sowjetischen Gesetzes ab dem 1. Januar stieg die Anzahl der erlaubten Ausreisegesuche deutlich an. Dies markierte einen Wendepunkt, da Russlanddeutsche vermehrt die Möglichkeit erhielten, die Sowjetunion zu verlassen und nach Deutschland zurückzukehren.

1990
Der Weg zurück ins vaterland

Unter Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl und Präsident Michail Gorbatschow öffneten sich für die Deutschen in der Sowjetunion die Tore in die Bundesrepublik. Helmut Kohl (CDU-Kanzler) führte später strengere Einbürgerungsbedingungen ein.

1991
zusammenbruch der sowjetunion

Die Mehrheit der Russlanddeutschen konnte aber erst im Zuge der Perestroika und nach dem Zerfall der Sowjetunion emigrieren – von 1987 bis heute ca. 2,4 Millionen Menschen.

wie es heute ist
Gegenwärtig leben nur noch ca. 400.000 Menschen, die sich selbst als Deutsche identifizieren, in der Russischen Föderation und weitere ca. 180.000 in Kasachstan, den Hauptsiedlungsgebieten der Russlanddeutschen in der Nachkriegszeit.
Kornelius Ens,
Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold
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Migration & Integration

Im nächsten Kapitel erfährst du wie die Migration der Russlanddeutschen verlief, und wie sich sich integriert haben.