03 / Migration & Integration

Wie Russlanddeutsche in Deutschland Fuß fassen

1990–1992

Aussiedler-
aufnahmeverfahren

Aussiedler mussten im Herkunftsland einen Aufnahmeantrag beim Bundesverwaltungsamt stellen. Nach Genehmigung erhielten sie einen Aufnahmebescheid, der die Einreise ermöglichte. Die Ausreise wurde durch finanzielle Hilfe und Koordination erleichtert.

1993

Neuregelungen durch das Kriegsfolgenbereinigungs-
gesetz

Ab 1993 wurde die Kategorie „Spätaussiedler“ eingeführt, die sich auf Personen bezog, die nach dem 31. Dezember 1992 ausgereist sind. Voraussetzungen: deutsche Abstammung, familiäre Vermittlung deutscher Kultur und ein Bekenntnis zur deutschen Nationalität. Angehörige konnten vor der Ausreise einbezogen werden.

ab 1996

Sprachtests

Sprachkenntnisse wurden Pflicht. Tests prüften einfache Deutschkenntnisse. Personen ohne ausreichende Kenntnisse konnten in den Bescheid eines Spätaussiedlers einbezogen werden.

ab 2005

Zuwanderungsgesetz

Nun mussten auch Angehörige Deutschkenntnisse (Niveau A1) nachweisen, um aufgenommen zu werden. Die Sprachtests konnten an deutschen Auslandsvertretungen oder durch ein Zertifikat des Goethe-Instituts absolviert werden. Dies führte dazu, dass Angehörige ohne Deutschkenntnisse nur schwer nachreisen konnten.

ab 1990er

Integration

Nach Ankunft in Deutschland wurden Spätaussiedler auf die Bundesländer verteilt oder in das Grenzdurchgangslager Friedland, welches eine bundesweite Erstaufnahmestelle für Spätaussiedler*innen war, geschickt. Viele zogen jedoch in Städte ihrer Wahl, wodurch Gebiete mit hoher Aussiedlerdichte entstanden. Um Integration zu fördern, wurden Sprachkurse, Modellprojekte und gemeinwesenorientierte Maßnahmen ins Leben gerufen.

Erfolgreich integriert?

Eine 2022 veröffentlichte Studie des Sachverständigenrats für Integration und Migration beleuchtet das Leben und die gesellschaftliche Teilhabe von Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedlern aus der ehemaligen UdSSR. Die Ergebnisse zeichnen ein Bild von gelungenen Integrationsbemühungen mit einigen Herausforderungen:

Die Integration der Russlanddeutschen in Deutschland gilt als Erfolg: Viele sind im Arbeitsmarkt etabliert, fühlen sich Deutschland zugehörig und berichten selten von Diskriminierung. Dennoch bleibt für ein Drittel der älteren Generation Altersarmut ein Risiko. Bildungswege und sozioökonomische Faktoren stellen weiterhin Herausforderungen dar, während das politische Interesse vergleichsweise gering bleibt.

Die mitgebrachten Bildungsabschlüsse spielen eine zentrale Rolle für die Integration. Während das Bildungsniveau postsowjetischer Migranten insgesamt mit dem der „einheimischen“ Bevölkerung vergleichbar ist, haben Zuwanderer aus Kasachstan seltener Abitur oder Fachabitur, dafür häufiger Real- oder Hauptschulabschlüsse. Der hohe Bildungsstand der Gesamtgruppe ist vor allem den jüdischen Kontingentflüchtlingen zu verdanken, unter denen der Anteil an (Fach-)Abiturienten, insbesondere bei Migranten aus der Ukraine, bei über 50 Prozent liegt.

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Erna's Interview

Im nächsten Kapitel teilt die erste Generation einer russlanddeutschen Familie ihre Lebensgeschichte.